Meditation und Geistliche Begleitung
Die Seele kann sich in die Gegenwart Christi versetzen. Sie kann mit ihm reden, ihm ihre Wünsche mitteilen, ihre Leiden klagen, sich mit ihm freuen, wenn es ihr gut geht.
(Theresa von Avila (1515-1582))
- Meditation (lat: meditari, dt:(ganzheitlich) bedenken, sich besinnen) kommt immer aus einer bestimmten Tradition und Kultur und sie übt die ganzheitliche Aneignung von Religion und Glauben entsprechend dieser Kultur ein. Schriftliche Quellen, Bilder, Symbole eines bestimmten Glaubens bilden die Basis des Meditierens.
- Der christliche Glaube bedarf notwendig der Beziehung des Einzelnen zu Jesus Christus. Sie – diese Beziehung - wächst durch die sich entwickelnde Sehnsucht und Liebe zu >IHM<. So wie wir einem Freund/ einer Freundin Zeit und Raum in unserem Herzen schenken, uns in den anderen Mensch einfühlen, ihm zuhören, seine Eigenart wahr nehmen, so brauchen wir auch „Räume", die es uns ermöglichen, uns ganz auf >IHN< hin zu öffnen.
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Die Praxis der christlichen Meditation, sowohl der Wort- wie der Bildmeditation, beruht insofern auf einem mit Sehnsucht zu IHM hin angereicherten »schauenden Denken«. Es ist ein Denken in Bildern und nicht in Begriffen. Das gemeinte Sehen und Hören beruht auf dem Vermögen, nicht nur Dingliches, sondern auch Seelisches und Geistiges wahrzunehmen.
Und der Herr erschien ihm (Abraham) im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war.
Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm.
Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde
und sprach: Herr habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber.
Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und lasst euch nieder unter dem Baum.
Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, dass ihr euer Herz labet; danach mögt ihr weiterziehen. Denn darum seid ihr bei eurem Knecht vorübergekommen.
Sie sprachen: Tu, wie du gesagt hast. (Gen. 18, 1-5)
Die ‘Gastfreundschaft des Abraham’ erzählt davon, dass jedem von uns eine alltägliche Begebenheit (Bsp. …drei fremde Menschen klingeln an der Tür…) zu einer Berührung mit IHM und SEINER Wirklichkeit mitten in unserer Realität werden kann. Da geht eine Tür (unseres Herzens) auf und wir schauen die Dinge in einer ganz anderen Tonart. Meditation möchte uns an die offene Tür unseres Zeltes setzen und uns Mut machen, die Augen zu heben…
Das Ikonenthema „Die heilige Dreifaltigkeit" ist seit der gleichnamigen Darstellung, die Andrej Rublew um 1411 für seinen Abt Nikon gemalt hat, die bekannteste Umsetzung von Gen. 18 in ein (symbolisches) Bild. Mehr zum Thema „symbolische Bilder" finden Sie hier
- Sehnsucht und Liebe greift zurück auf Erfahrungen des Einzelnen. Christliche Meditation ist wie jeder Meditationsweg ein Übungsweg – der hieraus womöglich wachsende Glaube an Jesus Christus ist dagegen Geschenk; Glaube kann nicht erzwungen oder eingefordert werden.
- Indem ich jedoch in das Geheimnis biblischer Geschehnisse hinein höre, schaue, spüre und womöglich mit Christus und seiner Umgebung spreche, nähere ich mich »IHM« nicht theoretisch, sondern in tatsächlichen, aktuellen Begegnungen. Dabei finden „Berührungen" statt – und Worte wie Liebe, Leid, Ohnmacht, Widerstand, Vertrauen oder Freude gewinnen (wieder) an innerer Dynamik, an gespürtem Inhalt und Sinn, sowie an Bezug zu meinem konkreten Leben und zur Welt, in der ich lebe. Ich beginne mich in Christus zu spiegeln, und vielleicht beginne ich, auch in den Menschen, die mir begegnen, das Geheimnis, das uns alle mit »IHM« verbindet, zu entdecken.
- Auf diesem Weg mag es geschehen, dass also dem mit seiner Geist- und Herzkraft Schauenden alle Dinge und Erscheinungen zu Symbolen und >Bildern< Gottes werden. Gott ist das Zentrum des „Biotops", in dem wir uns bewegen. So wird auch der Alltag zur Meditation, denn ich erkenne in meinem Alltag wieder, was ich in der Meditation, in der ich mit Jesus SEINEN Weg gehe, geschaut, gehört, erlebt habe. Deshalb spricht Teresa von Avila mit Jesus (s.o.), weil sie ihm im Gebet und in der Meditation begegnet ist und weil sich diese Begegnungen in Erfahrungen ihres Alltags widerspiegeln.
- Aus der Perspektive des Glaubens gesagt heißt „Mensch-Sein entwickeln" (vgl. Philosophie go balanced) erkennen, dass ich Teil >SEINER< Schöpfung bin.
- Exerzitien (geistliche Übungen) sind Wege zur Meditation, wie sie die Christenheit seit den Anfängen entwickelt hat. Sie wollen uns helfen, das gemeinte „Mensch-Sein" zu leben. In ihnen sind auch die Erfahrungen früherer Beter gesammelt. Christliche Mystik versteht sich als Raum der Erfahrung der anderen, des Anderen auf dem Weg zum „Mensch-Sein".
- Ich habe die Ignatianischen Exerzitien kennen gelernt und übe mich im Beten und Meditieren innerhalb ihrer Struktur.
- In meine christlichen Meditationskurse sind Menschen eingeladen, die ihren Glauben an Christus vertiefen wollen, die ihn wieder finden wollen, die sich nach einem Zugang zum christlichen Glauben, zu Gottesdienst und Eucharistiefeier, sehnen. Dabei spielt die Konfession keine Rolle. Jede(r) soll innerhalb seiner Konfession die persönliche Erfahrung, die ihm aus dem Übungsweg der Meditation widerfährt, einbringen und leben. Auch wenn Sie aus der Kirche ausgetreten sind oder noch nie an ihr Teil hatten, sind Sie eingeladen. Alle, die aus inneren Beweggründen christliche Meditation kennen lernen wollen, sind herzlich willkommen.
Geistliche Begleitung:
Geistliche Begleitung erfahre ich selbst als einen lebenslangen Prozess der Veränderung und der Reifung. Die vierwöchigen ignatianischen Exerzitien haben mich auf diesem Weg geprägt. Daneben sind es leib- und achtsamkeitsorientierte Übungen (Qigong, Körpergebet, MBSR), welche mir helfen, Gebet und Meditation zu vertiefen.
Geistliche Begleitung sehe ich als "Emmaus-Weg" auf dem wir fragen: wann ist der Weg Jesu für Dich in Deinem Leben existentiell geworden? Wie erging es Dir auf den Höhen? Wie in den Tiefen und auch während Durststrecken und auf Abwegen? Vertrauen in die Zukunft mag hierdurch wachsen.
Geistliche Begleitung biete ich ehrenamtlich über die Württembergische, evangelische Landeskirche an. (www.geistlich-leben.de)